Der 23-Jährige verhandelt nicht nur in der Tarifrunde mit den MDR-Enkeltöchtern MCS und MMG mit, sondern sitzt auch beim MDR selbst mit am Verhandlungstisch. Den bevorstehenden Abschluss der MCS-Freien wertet er als Erfolg, und wirbt bei den Mitarbeitern weiterhin für Geschlossenheit – und Geduld.
FESTEFREIE: Die Kollegen sitzen wie auf Kohlen. Wie ist der aktuelle Stand beim MCS-Freien-Tarifvertrag?
Lucas Munzke: Der aktuelle Stand ist, dass wir uns in vielen Teilen mit der Arbeitgeberseite einigen konnten und auch sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Im Moment hapert es noch an kleineren lösbaren Stellen im Tarifvertrag. Sobald diese geklärt sind, kann der Tarifvertrag unterschrieben werden. Dann haben wir den ersten wichtigen Schritt geschafft.
Der zweite wichtige Schritt werden die Verhandlungen für die Festangestellten der MCS sein. Und die werden es nochmal in sich haben, da wir hier mehrere Tarifwerke erstellen müssen – insbesondere einen Entgelttarifvertrag, aber auch einen Manteltarifvertrag und verschiedene andere Themen, die es bei Freien in der Form nicht gibt.
FESTEFREIE: Ist der Tarifabschluss der Freien schonmal ein Grund zum Feiern?
Lucas Munzke: Auf jeden Fall, was die Kolleginnen und Kollegen bis jetzt geschafft haben, ist wirklich Wahnsinn. Vor allem deshalb, weil sie aus einer Situation kommen, in der es keinerlei Tarifverträge und auch keine einheitlichen Arbeitsbedingungen gab. Und natürlich ist in so einer Situation jeder Tarifvertrag ein Fortschritt, aber ein guter Tarifvertrag, so wie er bei der MCS diesmal zustande kommt, ist noch mal ein ganz deutlicher Schritt in eine noch bessere Richtung. Die Inhalte, die dort jetzt festgeschrieben sind, sind aufgrund sehr langer Kraftanstrengung und harter Arbeit entstanden, die die Kolleginnen und Kollegen investiert haben, um dort ein gutes Ergebnis zu bekommen. Und ich bin mir sicher, dass wir auch genau das Gleiche auch bei den Festen umsetzen können.
FESTEFREIE: Warum dauert es jetzt eigentlich so lange mit den Unterschriften bei ver.di und MCS?
Lucas Munzke: Es gibt die konkrete Vorgabe bei ver.di, dass Kolleginnen und Kollegen den kompletten Tarifvertrag auf den Kopf stellen und überprüfen und sich genau angucken, welche Inhalte dort wirklich geregelt sind. Diese Inhalte müssen am Ende des Tages gesetzkonform und auch inhaltlich tragbar sein. Oft muss man dann noch kleinere Themen mit der Geschäftsführung und der MDR Media besprechen, und dementsprechend summiert sich das Ganze dann zu mehreren Wochen. Aber diese Wochen sind gut investiert in eine sichere Zukunft.
FESTEFREIE: Durch Deutschland rollt zurzeit eine Streikwelle, die Inflation ist fast zweistellig, und die Forderungen der Gewerkschaften sind entsprechend hoch. Sind 10,38 Prozent Steigerung vor diesem Hintergrund überhaupt ein gutes Ergebnis?
Lucas Munzke: Jedes zusätzliche Prozent ist ein deutlicher Erfolg. Uns muss bewusst sein, dass wir die fehlende Honorarentwicklung der letzten Jahrzehnte nicht in einer einfachen Tarifverhandlung aufholen können. Außerdem haben wir natürlich ein Interesse daran, dass Unternehmen nicht kläglich scheitern, nur weil Lohnentwicklungen da sind. Denn unser Ziel ist auch, dass die Kolleginnen und Kollegen einen sicheren Arbeitsplatz haben, und das ist nur gegeben, wenn die Unternehmen sich das auch leisten können.
Wir sind jetzt einen ersten deutlichen Schritt in Richtung einer guten Honorarentwicklung gegangen, allerdings ist das noch nicht das Ende. Wir werden auch in Zukunft regelmäßig neue Honorarerhöhungen verhandeln.
FESTEFREIE: Warum sollte ich mir als unentschlossener MCS-Mitarbeiter überhaupt die Mühe machen, in eine Gewerkschaft einzutreten?
Lucas Munzke: Weil man nur so mitbestimmen kann, was passiert. Klar könnte man als Mitarbeiter auch einzeln seine Arbeitsbedingungen verhandeln. Aber die Erfolgsaussichten wären selbst mit dem besten Verhandlungsgeschick begrenzt. Nur mit einer starken Gewerkschaft im Rücken können Mitarbeiter eine Vielzahl von gemeinsamen Interessen in Tarifverträgen durchsetzen. Also nicht nur das Thema Entgelt, sondern auch Urlaub, Arbeitszeit oder Feiertagszuschläge. Diese Bedingungen werden nicht einfach gewährt, sondern sind das Ergebnis starker Verhandlungskraft. Und nur ver.di-Mitglieder haben am Ende einen rechtssicheren Anspruch auf die Inhalte des Tarifvertrages.
FESTEFREIE: Mit welchem Gefühl gehst du persönlich Anfang Mai in die Tarifverhandlungen für die Festangestellten der MCS?
Lucas Munzke: Wir hatten bisher konstruktive Gespräche mit interessierten Geschäftsführern von MCS und MDR Media, die gewillt sind, Arbeitsbedingungen zu verbessern, die sich der Probleme bewusst sind und die auch sehen, dass ein Tarifabschluss eine Lösung bieten kann. Ich bin mir sicher, dass den Geschäftsführern und auch dem MDR die MCS-Mitarbeitenden wichtig sind, und dass sie ihnen Wertschätzung zeigen wollen.
In der aktuellen Zeit hilft Wertschätzung enorm. Zum anderen hilft aber tatsächlich Geld in der Tasche.
Wir kennen alle die aktuellen Probleme, die brauche ich nicht nochmal zu wiederholen. Wir müssen jetzt etwas tun und ich bin mir sicher, die Arbeitgeberseite ist gewillt, die Tarifverhandlungen so gut, so schnell und so effektiv wie möglich vonstattengehen zu lassen, um am Ende des Tages mit einem guten Ergebnis für beide Seiten dazustehen.