Ersttarifierung, die (Substantiv, feminin)

„Ersttarifierung“. Ein verwaltungsdeutsches, sperriges Wort; wenn man es zu lange ansieht, fängt es an zu flimmern. Aber als dieses Wort vor zwei Jahren in einer Teamskonferenz von MCS-Freien mit ver.di zum ersten Mal fiel, klang es für viele Kollegen wie ein Weckruf. Noch nie hatten wir Mitarbeiter bei der Ausgestaltung unserer Arbeitsbedingungen viel mitzureden. Die Tarifverträge der Sender, für die wir täglich arbeiteten, galten nicht für uns. Wir steckten mittendrin in einem jahrelang festgefahrenen Honorarstreit und die Verhandlungen zwischen der MCS Sachsen und fairTV waren gerade erst gescheitert. Niemand glaubte ernsthaft daran, dass wir diese Firma jemals von einem Tarifvertrag überzeugen könnten. 

Niemand? Fast niemand! Detlef Heuke warf das Wort „Ersttarifierung“ damals in die Runde und erklärte, dass ein Tarifvertrag etwas Selbstverständliches ist, das allen Mitarbeitern zusteht, auch wenn sie in einem Tochterunternehmen arbeiten, auch wenn sie freie Mitarbeiter sind. Die MCS hatte keinen Tarifvertrag – also musste sie eben einen bekommen. So kam der Stein ins Rollen.

Heute, zwei Jahre und viele Verhandlungen später, tritt für die freien Mitarbeiter der inzwischen fusionierten MCS Team in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erstmals ein umfassender Tarifvertrag in Kraft. Dessen Inhalte sind bekannt. Über 10 Prozent Steigerung, betriebliche Altersvorsorge und eine Honorarfortzahlung im Krankheitsfall – das sind Meilensteine. Doch der größte Meilenstein ist die Ersttarifierung dieser Firma gegen alle Skepsis und viele  Widerstände. Danke an Detlef Heuke und Lucas Munzke und alle, die daran mitgewirkt haben!

Den Tarifvertrag und die Pressemitteilung gibt es hier zum Download.

Foto von Damiano Lingauri auf Unsplash